Grönland

 

Nach Kambodscha + Vietnam finden wir erst
GRÖNLAND
wieder so stark, dass wir darüber berichten und zu unserer Erinnerung einige Details hier festhalten wollen. 

Also: Wir waren vom 2. bis zum 11. August 2025 mit „Berge&Meer“ und „PLANTOURS“ in Grönland unterwegs. Die Kreuzfahrt mit der MS Hamburg ging über insgesamt 2400 km an der Westküste zwischen dem Kangerlussuaq-Fjord und Upernavik als nördlichster Station – alles nördlich des Polarkreises. 

Grönland, dänisch Grønland, ist der Name, den Erik der Rote der Insel im 10. Jahrhundert gegeben hat. Der grönländische Name ist Kalaallit Nunaat.

Grönland ist flächenmäßig 6 mal so groß wie die Bundesrepublik Deutschland, seine Bevölkerung liegt aber bei nur ca. 60000, das entspricht etwa Herford. Es ist ein selbstverwalteter Teil des Königreichs Dänemark, von dem es finanziell unterstützt wird. Es gibt Unabhängigkeitsbestrebungen, auch werden die Grönländer vom US-Präsidenten Trump umworben, der die Bodenschätze Grönlands, vor allem Seltene Erden, aber auch Gold, Schwermetalle und Edelsteine, interessant findet. 

Grönland liegt geografisch auf der Nordamerikanischen Platte. Im Nordwesten kommt es Kanada nahe, hat originellerweise sogar eine etwa 1 km lange Landesgrenze mit Kanada auf der nur gut 1 km2 großen Hans-Insel. Sie liegt im Kennedy-Kanal, der Teil der Narres-Straße ist, die die Baffin Bay mit dem Arktischen Ozean verbindet. 

Die nachfolgenden 2 Karten sollen noch einmal den Verlauf der Reise verdeutlichen. Die obere zeigt den Bereich von Aasiaat bis Upernavik und die dazwischen liegende Diskobucht, der aus dem Eisfjord bei Ilulissat massenhaft Eisberge zuströmen. Die in die Bucht hineinragende Diskoinsel ist mit ca. 9000 km2 fast viermal so groß wie das Saarland.

Diese Karte zeigt unten den Flughafen Kangerlussuaq, der uns zum An- und Abflug diente, sowie mit Sisimiut und Aasiaat wichtige Stationen der ersten Tage. 

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1. Tag: 
Wir staunten über die lange Schlange frühmorgens am Fraport vor dem Ethiopian-Schalter mit der Destination Kangerlussuaq, aber bald wurde klar, dass die knapp 400 Passagiere alle mit diesem Charterflug dasselbe Ziel hatten: die Reise mit der MS Hamburg, die damit voll belegt war. Das Schiff ist das derzeit kleinste deutsche Kreuzfahrtschiff, es kommt auch in den engen Fjorden noch zurecht. 

Wir sind nach 4 1/2 Stunden Flugzeit angekommen. Der Airport Kangerlussuaq wurde 1941 als die Militärbasis Bluie West Eight von der US Air Force gebaut. Später wurde er zivil genutzt. Er war der größte Flughafen Grönlands bis 2024. Jetzt ist der neu gebaute Flughafen der Hauptstadt Nuuk größer. 

Neben der Landepiste sieht man ein Gebäude des Arctic Command, einer Art Verteidigungseinrichtung Dänemarks. 

Wir waren überrascht von der Einfachheit und Funktionalität dieses doch bisher bedeutenden Flughafens.
Im Gebäude hatten wir Gelegenheiten, die Eigenart der offiziellen grönländischen Sprache kennenzulernen. 

Der Nordpol war uns jetzt näher als Frankfurt…

Um den Flughafen herum waren viele Felsen mit großen Zeichen beschriftet, wahrscheinlich von den dort früher stationierten US-Soldaten. 

Der Flughafen gehört zum Dorf Kangerlussuaq, dessen 400 Einwohner jetzt mit der neuen Konkurrenz Nuuk zunehmend wirtschaftliche Schwierigkeiten haben werden.
Der Ort liegt am Ende des gleichnamigen 165 km tiefen  Fjords. Dessen dänischer Name ist Søndre Strømfjord.
Wir wurden mit Bussen zu dem näher zum Atlantik liegenden Ort Umlarsualivlup aqq. gebracht, wo unser Schiff uns übernehmen konnte.

Über Umlarsualivlup aqq. findet man im Internet kaum etwas. Aber auf die letzte Karte zu schauen lohnt trotzdem. Der nachfolgende vergrößernde Ausschnitt zeigt deutlicher, dass dort ein Arctic Circle Trail, einer der ganz seltenen Polarkreis-Wanderwege, eingezeichnet ist. Er verbindet Kangerlussuaq mit Sisimiut, misst etwa 130 km und ist von harten Wanderern in 8 bis 12 Tagen zu schaffen – so ein Bericht…

Jedenfalls sahen wir in Umlarsualivlup aqq. zum ersten Mal unser Schiff. Es hat sogar einen Pool, in dem ganz selten jemand schwamm, und eine schöne Kabine für uns! 

Auf der Fahrt nach Sisimiut konnten wir die gebirgige Struktur der Küste und einzelne Gletscher sehen – es wurde ja auch nachts nie richtig dunkel. 

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2. Tag: 

Sisimiut ist mit etwas über 5000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Grönlands, nach Nuuk mit 20000 Einwohnern. Per Tender kamen wir an Land und konnten die Stadt, die mit dem felsigen Untergrund zurechtkommen muss, besuchen. 

Der Bogen aus den Unterkieferknochen eines Wals ist hier der Eingang zu einem Freilichtmuseum.

Dieses ist das Denkmal für  Olsen, der durch seinen radikalen Widerstand gegen die dänische Oberhoheit den Weg zur 1979 erreichten Autonomie bereitete. 

Außerhalb der wenigen Sommermonate waren und sind Schlitten ein wichtiges Transportmittel.

DIE Attraktion hier ist eine Gruppe historischer Gebäude, darunter ein Torfplaggenhaus und das Museum, das vor 250 Jahren als Blaue Kirche begründet wurde und Informationen bietet zur Geschichte und Lebensweise der Inuits.

Dieses Kleidungsstück, das aus unzähligen Perlen hergestellt wurde, ist Teil einer Tracht.

Alte Inuit-Jagdtechniken: 

Tolle Animationen, religiös belehrend: 

Ganz nebenbei suchten wir nach Pflanzen, die unter diesen arktischen Bedingungen bestehen können. Als erste sahen wir reichlich Wollgras, aber auch Löwenzahn. Später fanden wir mehr…

Sisimiut ist bekannt für Schnitzarbeiten aus Tierknochen und Hörnern. Das Foto (aus Wikipedia) zeigt einen Tupilak. Tupilait spielten im Schamanentum der frühen Inuits als mythische Wesen eine bedeutende Rolle. 

Touristen finden in den kleinen Läden außerdem heimische Handarbeiten:  warme Kleidungsstücke aus Wolle und Leder, geschnitzte Schmuckstücke, Schaffelle und Weiteres.

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3. Tag: 

Nachts legte das Schiff meist ca. 300 km zurück, um von einer Station zur anderen – heute also von Sisimuit nach Aasiaat in der Diskobucht –  zu kommen.
Die Diskobucht („Disko“ soll von alten niederländischen Karten mit „Dusko“ oder „Diko“ kommen…) gilt als das grönländische Gebiet, das schon sehr früh besiedelt war: ab 2200 v. Chr. von der Saqqaq-Kultur, ab 800 v. Chr. von der Dorset-Kultur. Nach Chr.-Geb. war Grönland jahrhundertelang praktisch unbewohnt, bis die Geschichte Grönlands gegen 1000 n. Chr. durch Erik den Roten mit den Wikingern, später durch die Thule-Kultur und die Inuits bestimmt wurde.

Aasiaat hat etwa 3000. Einwohner. Im 18. Jh. war der Ort das Walfangzentrum Europas. Die große Tran-Fabrik versorgte wohl ganz Europa mit Walöl, das vor allem als Lampenöl gebraucht wurde. Heute lebt man vom Fischfang und der Fischverarbeitung und vom Tourismus. 

Die nachfolgenden Fotos beschreiben den Ort. Auffällig sind die grönlandtypischen Rohrleitungen, die Wasser oder Stromkabel führen. 

Am Nachmittag streiften wir den Ort Qasigiannguit (1000 Einwohner). Hier wird vor allem nach Heilbutt und Krabben gefischt. 

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4. Tag: 

Heute sind wir in Qeqertarsuaq, einem 1000-Seelen-Ort, wo man von der Fischindustrie, aber auch vom Tourismus lebt. Hier gibt es eine Schule, in der 150 Schüler bis zur 10. Klasse unterrichtet werden.
Qeqertarsuaq ist gleichzeitig der grönländische Name für die Diskoinsel. 

Unserem botanischen Interesse folgend fanden wir die Sternmiere und die Nationalblume Grönlands, das arktische Weidenröschen. Sie gedeihen auch hier in der Tundra

An vielen Orten gibt es einen Laden oder einen Supermarkt der Kette Pilersuisoq. Unser Eindruck war, dass hier eine der  wenigen Möglichkeiten gegeben ist, wo die Einheimischen sich treffen. 

Die Preise sind höher als bei uns. Die Marken für Postkarten kosteten gut 5 Euro. Das „merci“ im Foto für 109 dänische Kronen lag bei (7 : 1) etwa 15 Euro. Das Gewehr kostet um die 1800 Euro. Hier bekommt man Gewehre im Supermarkt! Der Kauf von Jagdwaffen und Fischereibedarf wird von der dänischen Regierung subventioniert. 

Interessante Ausblicke von Qeqertarsuaq aus seewärts. Wir fanden sogar ein Café, in dem wir einen guten Kaffee trinken konnten. Es gehörte zu einem kleinen Hotel. Beides zählte zum Seltensten auf unserer Reise. 

Die Kirche in Qeqertarsuaq. Sie ist lutherisch-evangelisch, was für etwa 95 % der Grönländer gilt. Die grönländische ist ein Teil der dänischen Volkskirche mit einer Bischöfin als Vorsitzende. 

Bei den amtlichen Bekanntmachungen ahnten wir nicht einmal den Inhalt… 

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5. Tag: 

Uummannaq war eigentlich unser Ziel für diesen Tag. Die kleine Stadt (1500 Einwohner) liegt am gleichnamigen Fjord, der aktuell durch Eisberge blockiert war. Deshalb nahm unser Schiff Kurs auf die nächste Station: Upernavik.

Ein Schiff durch diese Eisberg-Regionen zu steuern ist nicht einfach. Man bedenke, dass ein Eisberg nur zu etwa einem Siebtel sichtbar aus dem Wasser ragt. Wir hatten deshalb immer zwei Lotsen an Bord!

Unterwegs hatten wir reichlich tolle Fotomotive. 

Seit dem 18 Jh. wurde in der Region Bergbau betrieben, Kohle, Marmor, Zink, Blei und Silber wurden gefördert. Besonders bekannt wurde die Grube Maarmorilik, die immer wieder in Betrieb genommen wurde, seit 2010 aber ruht.
Die nächsten Fotos zeigen eine alte Seilwinden-Station sowie die den Touristen gern genannte Black Angel Mine. Man erkennt den schwarzen Engel fast mühelos…
Eine der dort in diesem Jahrhundert wieder tätigen Bergbaugesellschaften nannte sich dann auch Black Angel Mining.

Auf dem Schiff hörten wir sehr interessante Vorträge von drei Lektoren, allesamt Arktis- und Antarktisforscher.  Volker Strecke zum Beispiel berichtete über die Flora und Fauna Grönlands. Wir fotografierten einige seiner Folien. 

Das Thema Mücken heben wir hier hervor: Im Internet werden Mücken als ein bedeutendes Problem der Grönland-Touristik genannt, wir haben aber keine Mücke gesehen! 

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6. Tag: 

Upernavik war unsere nördlichste Station. Die Stadt liegt auf einer gleichnamigen kleinen Insel. Sie hat ca. 1000 Einwohner. Im benachbarten Fjord kalben angeblich die größten Eisberge der nördlichen Hemisphäre.
Wir zeigen einige Fotos aus Upernavik. 

Straßen gibt es praktisch nur innerorts, nicht zwischen den Städten. Reisen kann man nur mit dem Helikopter oder im Küstenbereich auf Wasserwegen, was wegen der unzähligen Fjorde und Inseln nicht einfach ist.

Wir bedauern, dass wir mit der grönländischen Bevölkerung praktisch keinen Kontakt hatten. Auf den Straßen ist nach unseren Maßstäben „nichts los“, Cafés gibt es kaum. Nur einmal begegnete uns eine Inuit-Frau, begleitet von zwei Kindern. Wir wagten nicht, sie anzusprechen, tauschten nur ein freundliches „Hallo!“ aus.  Dem Internet entnehmen wir, dass in Grönland Depressionen verbreitet sind und dort die höchste Suizid-Rate der Welt vorliegt, etwa sechsmal so hoch wie in Deutschland. Der radikale Kulturwechsel im letzten Jahrhundert, den manche einen „Sprung von der Eiszeit in die Moderne“ nennen, Drogen- und Alkoholkonsum spielen angeblich eine große Rolle – Einsamkeit nach unserem Eindruck sicher auch!

Grönlandhunde sind eine eigene Rasse, keine Huskies. Da sie reinrassig bleiben sollen, dürfen sie nicht außer Landes gebracht und wieder eingeführt werden.

Den Friedhof zu erklimmen fiel uns schwer. Seine Besonderheit ist das Grab der 1921 verstorbenen Frau des renommierten dänischen Polarforschers und Schriftstellers Peter Freuchen (1886 1957). Navarana war nichtchristliche Inuit und wurde deshalb außerhalb der (damaligen) Friedhofsmauern begraben. 

Upernavik spielte in der Geschichte der Polarforschung immer wieder eine bedeutende Rolle. Hier endete 1913 auch für Alfred Wegener seine letzte Überquerung des Inlandeises.  Wegener und seine drei Begleiter wurden vom Upernaviker Pastor aufgefunden und gerettet, nachdem sie bereits auch ihren letzten Hund verzehrt hatten…
Wegener wurde durch die Theorie der Kontinentalverschiebung bekannt.
Heute kommen zur grundsätzlichen Gefährlichkeit der über 1000 km  langen Ost-West-Überquerung des Inlandeises klimabedingt Gefahren durch Schmelzvorgänge hinzu,  wie Spalten- und Seenbildung. 

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7. Tag:  

Die von den Eisbergen bestimmten Bedingungen machten offenbar Kursänderungen notwendig. Das Ziel Sarqaq musste aufgegeben werden. Das Schiff ankerte in der Diskobucht bei Ilimanaq. Es gab Zodiak-Fahrten, interessante Vorträge und abends ein (wieder einmal) opulentes Essen. 


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8. Tag:  

Die Tenderboote konnten in Ilulisaat zunächst nicht anlegen, weil ein Versorgungsschiff den kleinen Hafen blockierte. Nach zwei Stunden aber gelang alles. Wir fuhren in angemieteten Booten zu je etwa 12 Personen in die Mündung des Eisfjords, der in 65 km Tiefe von einem Gletscher täglich mit angeblich 70 Mio. Tonnen Eisbergen beschickt wird. Dementsprechend waren wir von hunderten Eisbergen umgeben. Einige waren ca. 30 m hoch.
Wir sahen auch Wale, konnten sie aber nicht fotografieren.

Es war der Höhepunkt der Reise! 

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9. und 10. Tag:  

Wir fuhren ein in den Kangerlussuaq-Fjord, dänisch Søndre Strømfjord, an dessen Ende die gleichnamige kleine Stadt mit dem Flughafen liegt. Von hier flogen wir am 10. Tag nach Frankfurt zurück. Der Fjord ist 170 km tief und erreicht bis auf wenige Kilometer den Inland-Eisschild. Dieser bedeckt 82 % der Fläche Grönlands, ist maximal 3400 m, im Mittel 1500 m dick. Der Boden unter dem Eisschild liegt zum Teil unter dem Meeres-Niveau.
Das Schmelzen des gesamten Schilds würde den Meeresspiegel um 7 m steigen lassen.

Während unserer Reise hatten wir morgens häufig Nebel. 

Am Anfang des Fjords wurde die Gelegenheit zu Zodiak-Fahrten geboten.

Schließlich ging es von Kangerlussuaq aus wieder heimwärts.

Es war eine großartige Reise!